Piramide Vincent

22 Summits Stories

Goldrausch auf dem Monte Rosa

 

Seit Beginn der modernen Naturforschung hat das Gebirge, seine Geologie sowie Flora und Fauna Wissenschaftler nach Zermatt gelockt. Naturforscher wie Horace-Bénédict de Saussure (1740-1799), Albrecht von Haller (1708-1777), Moritz von Engelhardt (1779-1842) und ihre Assistenten bewegten sich noch vor dem goldenen Zeitalter des Alpinismus in der Region. Was den einen ihre Wissenschaft, war den anderen das Abenteuer, oder, wie im Fall von John Tyndall (1820-1893), beides: Der irische Physiker, der herausragende alpinistische Leistungen erbrachte, staffierte seine naturwissenschaftlichen Vorlesungen mit Metaphern der Bergwelt aus und begeisterte somit eine ganze Generation von Studenten für den Alpinismus. Es gab jedoch auch handfeste, wirtschaftliche Interessen, die alpinistische Leistungen wie im Vorbeigehen mitnahm. In seinem Text „Gipfel wie Gold“, publiziert in der Bergmonographie „Monte Rosa. Königin der Alpen“, berichtet Erminio Ferrari von dieser hochalpinen Goldsucherei Anfang des 19. Jahrhunderts.


Am 5. August 1819 erreichten auf der Suche nach Hochgebirgsgold der Bergbau-Ingenieur Johann Nikolaus Vincent aus Gressoney im Aostatal, Besitzer der Goldminen von Alagna, mit dem Jäger Jacques Castel und zwei Minenarbeitern einen südlich gelegenen und 4215 Meter hohen Gipfel des Monte Rosa Massivs. Er wurde daraufhin die Piramide Vincent genannt. Von drei Goldminen berichtet 1824 der österreichische Topograf, Botaniker und Alpinist Franz Ludwig Freiherr von Welden in „Der Monte-Rosa: Eine topographische und naturhistorische Skizze“. „Unweit der dritten Barake des Herrn Vincent ... wahrscheinlich die höchste in Europa.“ Mit der „Barake“ meint von Welden die Vincenthütte, die 1785 von der Familie Vincent für ihre Bergbauarbeiter errichtet wurde und noch heute in ihren Grundfesten steht.

 

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Monte Rosa: Königin der Alpen. Hrsg.: Daniel Anker, Marco Volken, AS-Verlag, Zürich 2009